fid-Fachforum: Sicherheit in internationalen Freiwilligendiensten

Auf dem Podium: Inge Sauren, Magnus Tappert, Barbara Kerime, Claudia Reichstein und Angelika V. Kolmer.

fid-Fachforum: Sicherheit in internationalen Freiwilligendiensten

13.09.2017

Teilnehmer bei internationalen Freiwilligendiensten brauchen eine gute Gesundheitsvorsorge, Prävention und einen passenden Versicherungsschutz für die Zeit im Ausland. Dazu gehört auch ein funktionierendes Krisen- und Notfallmanagement. Im Rahmen des Fachforums informierten die fid-Servicestelle, der AIDWORKER-Versicherer Dr. Walter und die 24-Stunden-Notrufnummer von MD Medicus über das Verhalten im Notfall.

Gesundheitliche Risiken junger Freiwilliger
Zu Beginn der Veranstaltung sprach der Tropenmediziner Dr. Burkhard Rieke aus Düsseldorf über die medizinische Vorbereitung und Nachsorge eines Auslandseinsatzes. Welchen Risiken sind junge Leute ausgesetzt, die Sozialarbeit in Ländern Südamerikas, Afrikas, Südostasiens oder Osteuropas machen? Dabei ging es nicht nur um Gefährdungen bei der Arbeit, sondern auch um Risiken im typischen Freizeitverhalten junger Freiwilliger wie Alkohol- und Drogengebrauch, Sex oder Sport. Dazu kommen Risiken von bislang unauffälligen Vorerkrankungen, die in abgelegenen Ländern schnell ansteigen können, wie ein Höhenaufenthalt bei Asthma, soziale Isolation bei psychischen Vorerkrankungen oder eine erhöhte Infektionsgefahr bei der Einnahme von Säureblockern. Außerdem können unerwartete, reiseunabhängige Verschlechterungen einer Grunderkrankung auftreten.

Medizinische Voruntersuchung
Vor der Ausreise ist auf jeden Fall eine Voruntersuchung bei einem Reisemediziner sinnvoll. Dabei sollte sowohl die gesamte Vorgeschichte des Freiwilligen als auch frühere Erkrankungen und psychische Diagnosen mit einbezogen werden. Zur Voruntersuchung gehört eine eingehende Untersuchung und Überprüfung der Laborwerte sowie die nötigen Impfungen. Um sich auf die Situation im Einsatzland vorzubereiten, sollten sich die Freiwilligen über mögliche Komplikationen der eigenen Grunderkrankung informieren. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es im Land? Ist der Freiwillige gesundheitlich in der Lage, bei dem geplanten Projekt mitzuarbeiten? Diese Fragen sollte man gemeinsam mit dem Arzt klären, auch wenn dieser anschließend von einem Projekt im Ausland abrät.

Risiken vor Ort
Die häufigsten Erkrankungen vor Ort sind nach wie vor Infektionen über den Magen-Darm-Trakt, die Atemwege, durch Mücken oder über die Schleimhaut. Hinzu kommen Gefahren durch Unfälle im Straßenverkehr, beim Sport oder bei gefährlichen Tätigkeiten. Häufig fehlt das Gefahrenbewusstsein bei den jungen Freiwilligen. Schwere Erkrankungen entstehen auch durch ein Verschleppen einer Krankheit oder Aushalten von Schmerzen. Wer nicht rechtzeitig zum Arzt geht, riskiert schlechtere Heilungsaussichten. Manchmal sind dann der Abbruch des Projekts und ein Rückflug ins Heimatland nicht mehr zu vermeiden. Auch wenn der Aufenthalt gut verläuft und ein Freiwilliger wie geplant nach Hause zurückkehrt, ist eine ärztliche Nachuntersuchung sinnvoll, um mögliche erworbene Erkrankungen auszuschließen.

Welches Netz greift im Notfall?
Was Freiwillige tun können, um möglichst schnell die richtige Hilfe zu bekommen, stellte im Anschluss eine Expertenrunde vor. Barbara Kerime und Inge Sauren betreuen mit weiteren Kolleginnen das fid-Notfallhandy: "Für viele Fragen und Probleme gibt es das fid-Notfallhandy, das 24 Stunden erreichbar ist. Freiwillige können hier bei dringenden Problemen anrufen und sich im Krisenfall Rat und Hilfe holen", so Inge Sauren. Bei weniger dringenden Fragen können sich Freiwillige natürlich auch direkt an die Entsendeorganisation wenden.

Medizinscher Notfall
Freiwillige, die über AIDWORKER von Dr. Walter versichert sind, können auf ein Hilfsnetzwerk zurückgreifen, das im medizinischen Notfall zur Verfügung steht. Bei einem Unfall oder einer Erkrankung sollen Freiwillige die 24-Stunden-Notrufnummer von MD Medicus anrufen. Das gilt vor allem auch bei anstehenden Krankenhausaufenthalten. Um einen stabilen Telefonkontakt zu ermöglichen, sollten Freiwillige zunächst ihre Handynummer und am besten noch eine weitere Telefonnummer angeben. In der Praxis haben sich Prepaid-Handys als untauglich erwiesen. Das Guthaben ist zu schnell aufgebraucht und ein Rückruf ist dann ebenfalls nicht mehr möglich.

Ärztlicher Ansprechpartner
"Sobald der ärztliche Dienst von MD Medicus informiert ist, nimmt er Kontakt zu den behandelnden Ärzten vor Ort auf, stimmt die Behandlung ab und regelt die Kostenübernahme. So kann auch geklärt werden, ob der Patient gut versorgt ist. Ist dies nicht der Fall, ist ein Rücktransport nach Deutschland oder eine Verlegung in ein anderes Land manchmal die bessere Lösung" erklärte Sven Scharff von der MD Medicus-Hotline. MD Medicus informiert auch die Angehörigen und die Trägerorganisation über die Situation des Freiwilligen. Damit MD Medicus seine Arbeit machen kann, sollten allerdings nicht alle Angehörigen einzeln dort anrufen, sondern am besten jeweils nur eine Kontaktperson.
 
Etwas Geduld ist gefragt
Sobald MD Medicus die Betreuung übernommen hat, sollten Freiwillige und Familienangehörige etwas Geduld haben, damit der ärztliche Dienst seine Arbeit machen kann. In den Notaufnahmen kann es, wie in Deutschland auch, zu Wartezeiten kommen. Auch wenn MD Medicus eine Kostenübernahme schnell übermittelt, braucht es oft einige Zeit bis die Erklärung ihren Weg durch die Klinik findet. Auch wenn ein Patient ausgeflogen werden soll, kann das ein bis zwei Tage dauern. Das liegt häufig daran, dass nur etwa 20 Prozent der Fluggesellschaften in der Lage sind, Krankentransporte durchzuführen.

Was sollte man nicht tun?
"Im Krankenhaus sollten Freiwillige auf keinen Fall ihre Kreditkarte oder Bargeld im Krankenhaus vorlegen, Krankenhäuser könnten das als Einladung sehen, überhöhte Gebühren zu berechnen", so Angelika V. Kolmer von der Dr. Walter-Leistungsabteilung. Auch wer andere Alleingänge unternimmt, bleibt häufig auf den Kosten sitzen. Eltern wollen in der Regel, dass ihre Kinder im Krankheitsfall möglichst schnell nach Hause kommen. Doch das ist nicht immer die beste Lösung. Denn wer sich alleine in ein Flugzeug mogelt, ohne flugtauglich zu sein, muss die Konsequenzen einer Notlandung wegen einer plötzlichen Komplikation selbst tragen.

Unfallversicherung für langfristige Folgen
Zum Ende der Veranstaltung wies Claudia Reichstein von Dr. Walter noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, dass Infektionserkrankungen in der Unfallversicherung mitversichert sind. Unfälle sollten stets auch der Unfallversicherung des Bundes und der Bahn bzw. der Berufsgenossenschaft gemeldet werden sollen, damit bestehende Ansprüche geltend gemacht werden können.

Sicherheitsapps können helfen
Freiwillige im Ausland sollten vor allem sensibel mit sich selbst umgehen. Wichtig ist dabei auch, immer gut informiert zu bleiben, zum Beispiel mit einer Sicherheitsapp wie MY-SAFETY-ASSISTANT, die Dr. Walter allen versicherten Freiwilligen kostenlos zur Verfügung stellt. Die App liefert in Echtzeit relevante Sicherheitswarnungen, Länderinformationen und Nachrichten für den aktuellen Aufenthaltsort eines Reisenden.  

Über die fid-Service- und Beratungsstelle
Die fid-Service- und Beratungsstelle für internationale Freiwilligendienste bietet Seminare für Freiwillige, Fortbildungen für Trägerorganisationen, allgemeine Beratungstätigkeit, politische Interessensvertretung, Vernetzung von Trägern, sowie Angebote der sozialen Sicherung und Leistungen im Krisen- und Notfallmanagement. So können die Trägerorganisationen die AIDWORKER-Versicherung von Dr. Walter für Freiwillige, Entwicklungshelfer, Missionare und andere Fachkräfte im fid-Gruppenvertrag abschließen.

Das fid-Fachforum fand am 11. September in Köln statt.

Welche Vorbereitung und Betreuung brauchen Einsatzkräfte im Ausland?

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